Gedanken der syrischen Familie H. aus Aleppo - März 2016
Das Sprichwort sagt: „Am Anfang sieht der Mann noch gesund aus mit ganzer Freude, was ihm am Ende seine Seele zerreißt“.
Syrien, mein Land, ich nenne dich „Meine liebe Mutter“, wir weinen alle um dich.
Mein Land ist sehr alt. Hier, wo das erste Alphabet geboren wurde, die Wiege der Zivilisation. Es hat 185.000 km2, es hatte 23 Millionen Einwohner, vor diesem bösen Krieg. Es ist ein sehr schönes Land. Die Hauptstadt Damaskus ist die älteste Stadt der Welt. Aleppo (meine Stadt) ist die Wirtschafts-Hauptstadt, hier gibt es Kultur, Zivilisation und Geschichte.
Meine Augen vergießen Tränen: Seit dem 15. März 2011 bis jetzt ist Aleppo sterbend, geopfert, abgeschlachtet und komplett zerstört. Selbst mein eigenes Zuhause, alles, was ich besitze, und der berühmte alte Markt sind von der Bildfläche verschwunden.
Deswegen nenne ich Aleppo jetzt „Meine tote Stadt“.
Beide Parteien, die Regierung und die Gegenseite, beide sind Kriminelle und müssen bestraft werden. Beide nehmen das Töten, die Strafen, die Entführungen, die Besetzungen, das Abschlachten und das Zerbomben in Kauf. Beide benutzen alle erdenklichen Waffen gegen das syrische Volk. Zudem gibt es die einfachsten, zum Leben notwendigen Dinge nicht: Es gibt kein Wasser und keinen Strom. Das Leben ist so unwirklich, so kostspielig und vor allem gibt es keine Sicherheit! Zur Zeit gibt es nichts Minderwertigeres hier als ein Menschenleben, es ist nichts wert. Es herrscht die komplette Zerstörung.
Mein Schicksal als ein jesidischer, syrischer Kurde ist es, dass ich mich stets dem Regime anpassen muss, wo auch immer ich lebe. Auf der einen Seite bedrohen und verletzen beide Parteien die Menschheit, aber auf der anderen Seite werden gerade wir als jesidische Kurden in doppelter Weise verfolgt: wegen unseres Glaubens und wegen unserer Sprache. Die Stadt Kobani ist ein Beispiel dafür, dass sowohl die Regierung, als auch die Opposition mit Hass und Verfolgung den Kurden gegenübertreten.
Ich will ihn tiefen Hass nennen! Und dabei haben wir Kurden das Motto der Brüderlichkeit.
Unsere Brüder werden getötet, abgeschlachtet und unsere Frauen, kurdische Frauen, werden entführt, gefangen gehalten und verkauft.
Beide Parteien sind grausamer als Bestien. In allen Bereichen gibt es keine Sicherheit und kein Leben.
Aus all diesen oben genannten Gründen mussten wir unser Heimatland verlassen und fliehen um uns selbst zu retten. (Anmerkung: Die Flucht der Familie begann im Juli 2015. Mittlerweile wohnt die 6köpfige Familie in einer Einzimmer-Wohnung in Viersen.) Also sind wir das Risiko eingegangen um nach Deutschland zu kommen. Deutschland, dieses wunderschöne Land. Deutschland ist ein himmlisches Land. Ich nenne dieses Risiko oder diesen Trip einen „Todestrip“. Es sollte 2 Wochen dauern um es nach Deutschland zu schaffen. Wir wurden von den Schleppern in einer riesigen Anzahl von Menschen versammelt. Wir haben ihm Geld gezahlt, damit wir in seiner Gunst standen. Dieser „Schlepper“ brachte uns von der Türkei über das Meer nach Griechenland. Oh Gott, es war so furchtbar! Es hat 7½ Stunden gedauert, die Reise war viel zu angsteinflößend. Aber letztendlich sind wir in Griechenland angekommen; wir wurden in ein Haus gebracht. Tagsüber waren wir drinnen. Aber nachts sind wir gelaufen und mit Taxi oder Bus gefahren. Wir waren komplett blind, wir sind einfach dahin gegangen, wohin man uns dirigiert hat. Eine Art „Mafia“ hatte die Kontrolle über uns und wir mussten diese antrengenden Fußmärsche bewältigen. Es wäre unmöglich gewesen umzukehren. Ich habe mich so um meine Familie gesorgt, wir mussten 5 Nächte in Wäldern schlafen.
Endlich, nach einer quälenden Reise, hat der Schlepper dann gesagt: „Das ist Deutschland, ihr könnt jetzt gehen, wohin ihr wollt.“ Dann habe ich meine Familie zum Flüchtlingslager gebracht. Das Personal dort hat uns freundlich und behutsam aufgenommen und uns mit einem Lächeln begrüßt. Am nächsten Tag wurden wir für 5 Nächte in eine andere Region gebracht, dann für 1 Nacht in die nächste Region und dann glücklicherweise hierhin nach Bad Driburg in das Clemensheim.
Wir wurden so freundlich und wohlgesinnt empfangen, diesen Moment werde ich niemals vergessen! Das ganze Personal dort unterstüzt uns. Von da an bis heute tun sie ohne zu zögern alles für uns. Wir danken es ihnen zutiefst. Dieses Heim lehrt uns Deutsch und versorgt uns mit allem was wir brauchen. Direkt, als wir angekommen sind, haben sie uns rumgeführt und uns alle wichtigen Räume und die Büros gezeigt. Wir hier im gesamtem Heim sind eine Familie, so fühlt es sich jedenfalls für uns an. Deswegen werden ich und meine Familie unser Bestes geben um positive und nützliche Mitglieder der deutschen Gesellschaft zu werden - um eine starke und außerordentlich nützliche Beziehung aufzubauen.
In der Zukunft werden wir diese Großzügigkeit, diese Freundlichkeit, diese Gastfreundschaft, das Lachen, einfach diesen menschlichen Umgang doppelt und dreifach zurückzahlen.
Wir (also ich und meine Familie) fühlen uns als wären wir in einem 4-Sterne-Hotel. Alles hier ist perfekt, sogar die Stadt ist soo schön! Und die Menschen hier sind soo freundlich!
Deswegen wollen wir jedem hier aus unseren innersten Gefühlen heraus für all das danken, was ihr für uns tut. Ihr als Deutsche verdient großen Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen und voller Aufrichtigkeit
Avista, Rstum und die ganze Familie H.
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à propos…
Es ist ja auch so'n Ding, dass Intelligenz das am gerechtesten verteilte Gut der Welt ist, weil jeder denkt, er hätte genug davon.
Quelle: Tanja Gabriele Baudson in WDR Zeitzeichen vom 18.10.2021
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1. Hofpause | 9:10 - 9:30 Uhr |
2. Std. | 9:30 - 10:30 Uhr |
3. Std. | 10:35 - 11:35 Uhr |
2. Hofpause | 11:35 - 11:55 Uhr |
4. Std. | 11:55 - 12:55 Uhr |
5./6. Std. bzw. Mittagspause |
12:55 - 13:25 Uhr / 13:25 -13:55 Uhr 12:55 - 13:55 Uhr |
7. Std. | 13:55 - 14:55 Uhr |
8. Std. | 15:00 - 16:00 Uhr |